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Zu Gast bei Gästen

Einmal zu Gast bei Gästen sein. Unter diesem Motto hat Regionaljugendseelsorger Günter Kirchner von der „kross“ Jugendkirche Schweinfurt zum Osterbesuch bei Flüchtlingen eingeladen. „Asylsuchende sind für mich Karsamstagsgestalten“, sagt er, weil für sie Altes zerbrochen sei und das Neue noch nicht begonnen habe. Sechs Jugendliche lassen sich auf die Einladung ein – und besuchen Flüchtlinge zum Plaudern und gemeinsamen Backen.
Die Familie von Raida Othman ist vor sechs Monaten vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen. Nach einer Woche Aufenthalt in München ging es für sie weiter nach Schweinfurt in die Asylunterkunft an der Breiten Wiese. Im Gemeinschaftsraum empfängt sie mit ihrer Tochter Nora die Besucher.   „Sollen wir lieber Englisch oder Deutsch sprechen?“, fragt einer von ihnen zum Einstieg. „Arabisch“, antwortet Raida Othman und lacht. Das Eis ist schnell gebrochen. Die Verständigung klappt trotz geringer Sprachkenntnisse. Wenn nicht, hilft das kleine Wörterbuch Deutsch-Arabisch weiter, das die Gruppe mitgebracht hat. Dort findet sich sogar das Wort „Sauerkraut“ wieder.   „Nein“, antwortet Raida Othman auf eine Frage von Lorena Dietz, mit dem deutschen Nationalgericht habe man noch keine Bekanntschaft gemacht. Dafür mit dem dunklen Brot, das man in der syrischen Heimat so nicht kennt.  

Ziel Integration

Die Jugendlichen erfahren, dass die Othmans der sunnitischen Richtung des Islam angehören. Und dass Raida Othman als anerkannte Asylbewerberin einen Alphabetisierungskurs besuchen und die im Deutschen üblichen Schriftzeichen kennenlernen wird. Ihre Tochter Nora besucht dagegen eine spezielle Klasse für Schüler mit Migrationshintergrund an der Berufsschule, versteht viel und kann sich auch bereits recht gut auf Deutsch ausdrücken.   Zwei Schüsseln mit Teig stehen auf dem Tisch. In der einen ist Hefe-, in der anderen Plätzchenteig. Gemeinsam will man die deutsche Ostertradition pflegen. Es wird geknetet, geformt, verziert, ausgerollt, ausgestochen – und vor allem viel gelacht. Auch die kleine Siffan, deren Eltern aus Somalia nach Deutschland gekommen sind, lässt sich von der Atmosphäre schnell anstecken. Eifrig verfolgt die Dreijährige die Backbemühungen.   Nach etwas mehr als einer Stunde endet die Begegnung anders als geplant. Der Herd gibt den Geist auf, und die Aktion droht zu scheitern. Doch dann finden sich Bewohnerinnen der Unterkunft bereit, das Backen zu übernehmen. Die Othmans verabschieden sich. „Es hat uns gut gefallen hier“, sagt Nora.  

Ganz unkompliziert

Auch die deutschen Jugendlichen nehmen einiges mit von dem Treffen. Zurück in der Jugendkirche lassen sie die Begegnung Revue passieren. „Es war von Anfang an ganz unkompliziert. Die haben sich auf alles eingelassen“, fasst Lorena Dietz ihre Eindrücke zusammen. Doch bedauert sie ein wenig, dass kein Dolmetscher beim Treffen mit dabei war.   Für Günter Kirchner macht es hingegen gerade den Reiz aus, „abzuchecken, was sprachlich geht und wie man eine Ebene findet, miteinander zu kommunizieren“. Auch stellen die Teilnehmer fest, dass Reibungspunkte und Negativerfahrungen zwischen Muslimen und Christen gelegentlich aufgebauscht werden. Regine Mihaly-Schuld bringt es auf den Punkt: „Es wären mehr solche Begegnungen wünschenswert.“ Matthias Endriß