Seit 2002 führt eine Arbeitsgruppe an der Universität Leipzig alle zwei Jahre die „Mitte“-Studien durch. Diese bilden die politische Einstellung, insbesondere die antidemokratische und die rechtsextreme, in Deutschland ab. Im Vergleich aller 15 Bundesländer schneidet Bayern besonders schlecht ab. Ein Drittel der Bayern sollen ausländerfeindlich sein, nach Sachsen-Anhalt mit 42,2 Prozent ist das der zweithöchste Wert. Den niedrigsten Wert mit 16,9 Prozent zeigt Baden Würt­temberg. Die Studie beruht auf Zufallsstichproben von 2000 bis 5000 Befragten.   Auch bei der Zustimmung zu antisemitischen Aussagen stimmte jeder achte Befragte in Bayern folgenden drei Aussagen zu: „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.“ „Die Juden arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks, um das zu erreichen, was sie wollen.“ „Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns.“   Diese Ergebnisse sind erschreckend, auch wenn die Werte im Zwölfjahresvergleich für Gesamtdeutschland auf einem historischen Niedrigwert liegen. Laut Studie schneiden vor allem Arbeitsmigranten besser ab. Hier hat sich wohl herumgesprochen, dass wir ohne ausländische Arbeitskräfte in wenigen Jahren in eine wirtschaftliche und auch gesellschaftliche Schieflage geraten.   Verschlechtert hat sich jedoch laut Studie die Stimmung gegenüber Muslimen, Flüchtlingen sowie Sinti und Roma. Dies belegen auch die jüngsten Beispiele, wo Lokalpolitiker, die Asylbewerbern Unterkunft gewähren wollen, massiv von Menschen mit rechter Gesinnung bedroht werden; oder die 162 Übergriffe auf Asylantenheime alleine in 2014! In der Gesamtbetrachtung ist das kein gutes Zeugnis, das uns die Studie ausstellt. Wir sind aufgerufen, uns selbst zu hinterfragen und den Mut aufzubringen, Menschenfreund zu sein. Beim Thema Einwanderung nur die Rosinen herauszupicken, ist ein egoistischer Ansatz. Mehr noch: Er ist scheinheilig und unwürdig für ein so reiches Land wie Deutschland.   MATTHIAS RISSER