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„Helfen zu können, das ist schön“

Jemandem etwas geben zu können, was er wirklich braucht, das macht mir unglaubliche Freude, das kann ich gar nicht beschreiben!“, schwärmt Jaafar Ali. Er ist 26 Jahre alt, stammt aus Syrien, und seit einem knappen Jahr engagiert er sich ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission. Im Schnitt vier Stunden pro Woche ist er da aktiv – neben seiner Vollzeitstelle als Chemiker in einem medizinischen Labor.
Aber, meint er, „Ich fand es schon, als ich noch in Syrien lebte, schön, Leuten helfen zu können. Und außerdem habe ich schnell gesehen, dass viele Flüchtlinge in die Bahnhofsmission kommen, und dass da immer wieder Missverständnisse wegen der Sprache entstehen“.
Genau darum habe sich eine Diskussion im Team der von Caritas und Diakonie getragenen Bahnhofsmission im Jahr 2016 gedreht, erzählt Sandra Hirsch, hauptamtliche Sonderpädagogin der Einrichtung: „Wir hatten damals seit mehreren Jahren einen deutlichen Anstieg von Gästen mit Migrationshintergrund“. Darum hatten sie die Idee, das Team der deutschen Ehrenamtlichen durch Helfer mit eigener Fluchterfahrung zu erweitern. „Wir wollen ja für alle da sein, so dass jeder, der sich am Bahnhof aufhält, zu uns kommen und mit seinen Problemen gehört werden kann“, erklärt die junge Frau.
So entstand das Projekt Interkulturelles Team, das Hirsch seither leitet. Hauptsächlich durch persönliche und berufliche Kontakte der Mitarbeiter stießen da zwischen Ende 2016 und Sommer 2017 sieben Flüchtlinge – zufällig alle aus Syrien – zum Ehrenamtlichenteam, wurden integriert und eingearbeitet. Da insgesamt etwa 20 bis 30 Ehrenamtliche bei der Bahnhofsmission aktiv sind, machen die Flüchtlinge also prozentual einen recht großen Anteil aus. Die Einarbeitung sei da schon ein wenig aufwändiger gewesen, als bei deutschen Helfern, sagt Hirsch.  

Learning by doing

„Wenn man nicht hier aufgewachsen ist, dann kennt man natürlich das Leben, die Gewohnheiten, das Sozialsystem hier nicht, und ist vielleicht verwundert, warum im reichen Deutschland so viele Menschen auf der Straße leben – müssen“. Aber dafür brächten die Syrer umgekehrt eben auch Kenntnisse mit, die Deutsche nicht hätten.   Und die Neuen hätten schnell gelernt: „Ziemlich oft war das Learning by doing,“, lacht Hirsch, „denn unsere heißgeliebten Sitzungen sind für die Flüchtlinge schon recht anstrengend“. Und sowieso könnten sie ja immer einen der in jeder Schicht präsenten Hauptamtlichen fragen, wenn sie nicht weiter wüssten – wie die deutschen Kollegen auch. „Und“, grinst sie, „manchmal googeln wir alle einfach, was denn passen könnte, wenn wir jemanden an eine andere Einrichtung weiterverweisen wollen ...“   Inzwischen sei das Projekt in einer zweiten Phase angekommen: Interkulturelles Training für das ganze Team, „bei dem wir auch voneinander lernen“, erklärt Hirsch. „Denn wir wollen die Einrichtung insofern weiterbringen, dass wir für alle Menschen zu einem hilfreichen Ort werden“. Und das sind immerhin mehr als 45000 pro Jahr!  

Problemlöser

Für Menschen aus arabischen Ländern ist die Einrichtung nun zweifellos schon hilfreich. In fast jeder Schicht ist einer der Syrer präsent. „Es kommen viele Flüchtlinge, wegen einer Berechtigungskarte für den Caritasladen oder mit sonstigen Problemen, und denen versuche ich dann weiterzuhelfen“, erläutert Jaafar Ali. Da man die Gäste ja auch mit belegten Broten oder Gebäck versorgt, wisse er sofort Bescheid, wenn jemand beispielsweise kein Schweinefleisch möchte.   Er spricht Arabisch, Kurdisch, und auch Menschen aus Afghanistan versteht er, und das ist ein großer Vorteil: „Einmal kam eine schwangere Syrerin, die Kleidung für ihr Baby und auch sonst Hilfe brauchte. Sie konnte kein Deutsch und da konnte ich übersetzen. Sie war dann sehr glücklich, und das hat auch mich sehr gefreut“.  

„Prima Kerle“

Und die Gäste der Bahnhofsmission? Die sind begeistert von den Flüchtlingen: „Prima Kerle!“, lobt ein Stammgast. „Die bedienen immer gut, sehr freundlich, höflich“, und man habe inzwischen Freundschaft geschlossen. Auch sie möge die syrischen Helfer sehr gern, sagt eine Frau. „Die Flüchtlinge sind ruhig, angenehm und sehr entgegenkommend. Der Jaafar macht immer Tee, und es ist ihm nie zu viel. Er hat auch immer ein offenes Ohr für mich und er macht die Arbeit hier sehr gut“.   Jaafar Ali freut sich über dieses Lob und gibt auch zu bedenken: „Es ist ein Vorteil für mich, dass ich hier nicht nur die normalen Leute sehe – wie meine Arbeitskollegen –, sondern auch arme Menschen, und etwas über ihre Probleme erfahre. Man lernt viel von dem, was sie sagen, von ihrem Leben. Diese Erfahrungen können mir auch für mein Leben nutzen“. Mit seiner Freude am Ehrenamt steckte Ali auch seinen Freund Pirkan Muslem (29), an, der im Juni 2017 sein Engagement begann.   „Es ist sehr schön, hier zu arbeiten, ich habe sehr nette Kollegen“, erzählt er. Er könne durch den Kontakt mit Deutschen hier auch sein Deutsch verbessern – aber vor allem Menschen helfen. „Wenn ich einen Dienst hier gemacht habe, dann geht mir das noch lange im Kopf herum. Was da passiert ist, die Menschen, die ich getroffen habe. Denn helfen zu können – das ist schön!“   Andrea Braun   Kontakt: Bahnhofsmission, Bahnhofsplatz 4, Würzburg, Kontakt für ehrenamtliche Mitarbeit im interkulturellen Team, Telefon 0931/ 73048800; Email „bahnhofsmission@christophorus-wuerzburg.de“.