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Christen in Verantwortung für den Frieden

"Vielleicht werden uns künftige Generationen fragen, wie wir das zulassen konnten" Im Folgenden der Textimpuls "Christen in Verantwortung für den Frieden", den Pfarrer Burkhard Hose anläßlich des Ökumenischen Friedensgebetes am 19.02.2016 in der Johanniskirche vorgetragen hat:

Warum ist dieser Abend mit dem gemeinsamen Weg und mit dem anschließenden Gebet so wichtig?

Schließlich leben wir doch in unserer Stadt und in unserem Land seit mehr als 70 Jahren in äußerem Frieden – ein großes Geschenk. Und trotzdem machen wir uns heute gemeinsam auf den Weg, weil wir erleben: Dieser Friede ist ein immer wieder bedrohtes und zerbrechliches Gut. Und auch wenn wir hier äußerlich im Frieden leben, ist der Krieg eine gegenwärtige Realität.
Denn viele Menschen leben mit uns zusammen, die sich im Augenblick um ihre Lieben sorgen, die von Bombardierungen bedroht sind – in Aleppo, in Damaskus oder Homs. Jeden Tag verlieren Menschen, die hier leben, Angehörige, Freunde und Bekannte im Krieg. Andere mussten ihre Heimat verlassen, weil sie wegen ihrer politischen Überzeugung, ihrer Religion oder wegen der Zugehörigkeit zu einer Minderheit verfolgt werden. Für sie ist Krieg und Gewalt Teil ihres Lebens.

Zur grausamen Realität des Krieges gehört auch: Täglich ertrinken Menschen bei ihrem Versuch, nach Europa zu gelangen – unter ihnen viele Kinder. Für sie gibt es bislang keinen legalen Weg, um bei uns Schutz zu finden. Schon 2013 sprach Papst Franziskus angesichts der vielen Toten im Mittelmeer von der „Schande“ für Europa. Und der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx fand im vergangenen Jahr scharfe Worte: „Wenn wir Menschen in Not sozusagen an unseren Grenzen sterben lassen, dann pfeife ich auf die christliche Identität. Das kann ja nicht sein. Christliche Identität bedeutet als Erstes, dem Nächsten begegnen, der schwach ist.“ Ja, wir sind als Christen in unserem Innersten betroffen. Die Not und das Sterben von Menschen muss uns beunruhigen, in Bewegung setzen!
Vielleicht werden uns künftige Generationen fragen, wie wir das zulassen konnten. Es liegt in unserer Verantwortung.

Dabei spüren wir, wie schwierig es ist, den richtigen Weg zu finden. Wir erleben: Viele Menschen in politischer Verantwortung ringen redlich um gute Lösungen. Andere schüren mit Parolen Hass und Unfrieden.
Wenn wir uns heute gemeinsam auf den Weg machen mit Kerzen in den Händen, dann wollen wir damit ausdrücken: Wir lassen uns in unserer Stadt und in unserer Gesellschaft nicht spalten. Christen, Juden, Muslime, hier Geborene und neue Bewohner unserer Stadt – wir halten zusammen. Wir wollen und wir können in Frieden leben! Wir halte keine Patentrezepte in Händen, keine einfachen Lösungen für die großen Herausforderungen und für die tiefen Konflikte in unserer Welt und in unserer Gesellschaft. Wir halten Kerzen in den Händen – ein Hoffnungszeichen, das uns verbindet. Ein Zeichen des guten Willens. Wer eine Kerze in Händen hält, trägt keine Waffe in der Hand. Wer eine Kerze in Händen hält, dem kommen keine Hassparolen über die Lippen. Wir trauen dem verbindenden Zeichen in unseren Händen heute Abend mehr Kraft zu als

Im Vorfeld diese Abends war es uns wichtig, dass wir als Christen heute Abend Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen einladen, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Denn es gehört zum Selbstverständnis der christlichen Kirchen, nicht bei sich selbst stehen zu bleiben, sondern über Grenzen hinaus solidarisch zu sein. Nationalstaatlicher Egoismus oder gar fremdenfeindlicher Nationalismus sind mit christlicher Identität, mit dem Gebot der Nächstenliebe unvereinbar. „Pegida“ und andere nationalistische Bewegungen pervertieren das Kreuz, das christliche Symbol des solidarischen Gottes, wenn sie es in schwarz-rot-goldenen Farben bemalen und es aggressiv als Feldzeichen eines behaupteten „christlichen Abendlandes“ durch die Straßen tragen.
Ich erinnere mich an den März 2005, als wir in Würzburg zum ersten Mal unter der Überschrift „Würzburg ist bunt – Religionen für die Menschenwürde“ auf die Straße gegangen sind. Bewusst hatten sich schon damals die großen Religionsgemeinschaften gemeinsam auf den Weg gemacht.

Ich verbinde mit diesem Abend die Hoffnung, dass wir das Gemeinsame unter uns stärken. Ich verbinde mit diesem Abend die Hoffnung, dass wir Zeit und Raum finden, uns gegenseitig darin zu bestärken, für die Würde eines jeden Menschen einzutreten – das ist die Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens.
Ich verbinde mit diesem Abend auch die Hoffnung, dass wir uns später im Friedensgebet im Dom neu orientieren an der Friedensbotschaft, die uns anvertraut ist. Schließlich vertraue ich auf die Kraft des gemeinsamen Gebetes.
Wir brauchen diese Momente des optimistischen und hellen Trotzdem in unserem Leben, um nicht der Logik der Dunkelheit zu verfallen.
Das ist nicht weltfremd, sondern voller Erwartung und Hoffnung, in der Kraft zur Veränderung liegt.

Deshalb reichen wir jetzt das Licht weiter und bestärken uns bei aller Verschiedenheit in dem, was uns gemeinsam ist: Wir bestärken uns in unserer gemeinsamen Sehnsucht nach Frieden. Wir bestärken uns gegenseitig in unserem gemeinsamen Willen, solidarisch zu sein mit jedem Menschen, der unter Krieg und Gewalt leidet. Wir bestärken uns gegenseitig in unserer gemeinsamen Verantwortung für die Würde eines jeden Menschen einzutreten und ganz konkret in unserer Stadt miteinander Wege des Friedens zu gehen.