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„Bistum und Caritas vielfältig engagiert“

Kritik an Äußerung des Finanzministers Söder – Domkapitular Bieber fordert „Kultur des Miteinanders“ – Diözese leistet umfangreiche Flüchtlingshilfe – Insgesamt 13,5 Stellen der Asylsozialberatung werden aus Eigenmitteln finanziert

Würzburg/München (POW) Für eine Kultur des Miteinanders und nicht des Gegeneinanders hat sich Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesancaritasverbands Würzburg, am Mittwoch, 11. November, ausgesprochen. Er reagierte damit auf eine Aussage des bayerischen Finanzministers Markus Söder. Dieser hatte an die Kirchen appelliert, Gebäude möglichst kostenlos für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Dem „Münchner Merkur“ sagte Söder wörtlich: „Barmherzigkeit braucht keine Miete.“ Domkapitular Bieber hielt dagegen: „Die Diözese Würzburg und ihre Caritas engagieren sich auf vielfältige Weise für die nach Unterfranken kommenden Flüchtlinge.“

An die unterfränkischen CSU-Abgeordneten appellierte er, sie sollten dem Finanzminister nahebringen, „was Barmherzigkeit bedeutet, ebenso wer barmherzig ist und wer nicht“. Der Finanzminister sei zu klug, als dass seine Aussage zum Thema Barmherzigkeit unbedacht gefallen sei, sagte Bieber. „Die Frage nach der ‚Barmherzigkeit‘ des Finanzministers drängt sich auf, wenn ich die dringenden Bedarfe für Flüchtlinge, zum Beispiel Betreuung von Kindern in Kitas usw. sehe, wo der Finanzminister noch wenig offenherzig erscheint.“

Engagement des Bistums Würzburg für Flüchtlinge

Das Bistum Würzburg stellt im aktuellen Nachtragshaushalt 2015 zusätzlich drei Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe bereit. Im ursprünglichen Haushaltsentwurf der Caritas waren 600.000 Euro aus Kirchensteuermitteln vorgesehen, nicht ahnend, wie viele Flüchtlinge im Jahr  2015 tatsächlich kommen werden. 2,5 Millionen Euro hiervon fließen in die Asylsozialberatung/Flüchtlingsberatung der Caritas mit ihren Fachdiensten, rund 500.000 Euro in den Bau einer Flüchtlingsunterkunft durch die katholische Kirchenstiftung Goldbach-Sankt Maria Immaculata auf einem kircheneigenen Grundstück. Außerdem werden aktuell in den neun Caritaskreisgeschäftsstellen noch je eine halbe Stelle für die Betreuung von Flüchtlingen beziehungsweise Ehrenamtlichen neu geschaffen.

Asylsozialberatung

Die Zahl der Vollzeitstellen in der Asylsozialberatung ist in der Zeit von 2013 bis Ende Oktober 2015 von 15 auf aktuell 45 angestiegen. Diese werden zu 70 bis 75 Prozent vom Staat bezuschusst. 25 bis 30 Prozent der Personalkosten und die gesamten Kosten für Sachmittel werden durch Kirche und Caritas aus Mitteln der Kirchensteuer getragen. Mit Zunahme der dezentralen Unterkünfte steigt der Sachkostenanteil, zusätzliche Pkw- und Spritkosten fallen an. Da der Caritasverband die Zahl der Asylsozialberaterinnen und -berater zeitnah der tatsächlichen Zahl der Flüchtlinge anpasst – Ende Oktober 2015 lebten rund 13.000 Flüchtlinge in Unterfranken – und nicht die oftmals Monate dauernde Genehmigung der Stellen abwartet, tritt die Kirche in finanzielle Vorleistung. Derzeit werden deshalb 13,5 der 45 Stellen ausschließlich aus Eigenmitteln der Kirche finanziert. Ob anfallende Kosten später erstattet werden, bleibt offen.

Die Beratungsstellen helfen den Flüchtlingen, sich im Alltag in einem fremden Land zurechtzufinden. Sie bestärken sie in ihren Fähigkeiten und Kompetenzen. Die Flüchtlinge sollen ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können. Die Beratungsstellen helfen Asylbewerbern, abgelehnten Flüchtlingen mit Duldung, Menschen mit einer nicht auf Dauer ausgelegten Aufenthaltserlaubnis, Menschen in der aufenthaltsrechtlichen Illegalität und ihren Familienangehörigen. Sie beraten die ankommenden Menschen zu Fragen des Asylverfahrens und in sozial- und ausländerrechtlichen Angelegenheiten. Außerdem unterstützen sie beim Schriftverkehr oder Ausfüllen von notwendigen Formularen. Weiter beantworten sie die Fragen der Asylbewerber bei Rückkehr- oder Weiterwanderungswunsch, zu Kinderbetreuung, Schule, Ausbildung und Arbeit. Viele Flüchtlinge sind durch Vorkommnisse während ihrer Flucht traumatisiert. Die Caritas bietet ihnen psycho-soziale Beratung und Betreuung – auch zu Themen wie Krankheit, Traumatisierung, Schulden und Wohnen. Gegebenenfalls vermitteln die Caritas-Beratungsstellen an andere Stellen weiter. Eine gute Vernetzung der Beraterinnen und Berater mit den zuständigen Behörden ist eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Beratung.

Unterkünfte für Flüchtlinge in kirchlichen Einrichtungen und Häusern

Zahlreiche Gemeinden, Klöster und kirchliche Einrichtungen bieten den Flüchtlingen Unterkünfte. Die Kirchen bilden hierbei eine Stütze des Staates bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Vor allem in den ländlichen Regionen sind die Kommunen und Landratsämter der Kirche dankbar, dass sie Unterkünfte in leerstehenden Klöstern, Pfarrhäusern oder anderen kirchlichen Gebäuden bereitstellt. Die Mieten bieten in der Regel die anmietenden Kommunen und Landratsämter selbst an. Sie fließen teils wieder in die kirchliche Flüchtlingshilfe und in die fachliche Unterstützung der vielen Ehrenamtlichen, die sich für Flüchtlinge engagieren. Außerdem können mit Hilfe dieser Einnahmen der meist notwendige Umbau und der Erhalt der Gebäude finanziert werden, damit diese für Flüchtlinge bewohnbar sind. So mussten beispielsweise im ehemaligen Kloster Lülsfeld (Landkreis Schweinfurt) zunächst 100.000 Euro in den Brandschutz investiert werden.

Beispiel Abtei Münsterschwarzach: Die Benediktinerabtei refinanziert mit den Mieteinnahmen, die sie vom Landratsamt für die Flüchtlinge erhält, die fünfstelligen Investitionskosten für den Umbau der Unterkünfte sowie die laufenden Kosten. So hat sich zum Beispiel der Beitragssatz für die Brandschutzversicherung verzehnfacht. Die fachlich qualifizierte personelle Betreuung durch sieben Mönche der Abtei (Aufwand zirka eine Vollzeitstelle) wird nicht in Rechnung gestellt. Eventuelle Überschüsse gehen in die Betreuung der Flüchtlinge, zum Beispiel für Unterrichtsmaterial, oder werden der internationalen Flüchtlingsarbeit zur Verfügung gestellt.

Beispiel Erlöserschwestern: Im Würzburger Mutterhaus finden 100 Menschen Obdach und zugleich engagieren sich Tag für Tag zahlreiche Ordensfrauen unentgeltlich in der Betreuung der Flüchtlinge.

Beispiel Diözese Würzburg: Die Diözese hat die Aula des ehemaligen Technikum-Hotels auf dem Heuchelhof in Würzburg für Flüchtlinge bereitgestellt. Die Miete beträgt acht Euro pro Quadratmeter inklusive aller Neben- und Betriebskosten (rund drei Euro pro Quadratmeter). Mieteinnahmen werden in die durch Abnutzung bedingte Instandsetzung wieder investiert. Zusätzlich wird im dortigen Schulgebäude die künftige Werkstatt im Untergeschoss als Kleiderkammer für Flüchtlinge genutzt. Diese Fläche stellt die Diözese mietfrei bereit, nur gegen pauschale Erstattung der Nebenkosten.

Das kirchliche Anwesen in der Sankt Benediktstraße in Würzburg (SBW GmbH) wurde mit einem Aufwand von rund 1,6 Millionen Euro für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge umgebaut. Die SBW GmbH erhält hierfür den Mietanteil des Betreuungssatzes.

Beispiel Kloster Fährbrück: Im Nebengebäude des Augustinerklosters Fährbrück sollen Flüchtlinge untergebracht werden. Hierfür sollen die Räume durch Einbau von Zwischenwänden, Nasszellen und einer Küche für Flüchtlinge bewohnbar gemacht werden. Als Miete sollen die Investitionskosten zurückfließen. Eine weitere Miete wird nicht berechnet.

Beispiel Augustinerkloster Münnerstadt: Um das bisherige „Jugendhaus am dicken Turm“ für Flüchtlinge baulich (Brandschutz und so weiter) anzupassen, investiert die Diözese in das Eigentum der Augustiner 200.000 Euro.

Die Beispiele – auch für umfangreichen unentgeltlichen Einsatz in Notunterkünften wie in Gemeinschaftsunterkünften – zeigen, dass sich keine kirchliche Einrichtung an den Flüchtlingen bereichert. Es geht um Hilfe in der Not, um Solidarität mit den Flüchtlingen, um ein Zeichensetzen gegen Fremdenfeindlichkeit, um den Einsatz für eine menschenfreundliche Flüchtlingspolitik. Die Kirche leistet hier ihren Beitrag im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Verlässliche Zahlen zur Vermietung von kirchlichen Gebäuden in den einzelnen Gemeinden, die vor Ort verantwortet werden, lassen sich nicht nennen. Aber die Karte auf der Internetseite www.fluechtlingshilfe.bistum-wuerzburg.de gibt ein beeindruckendes Bild von den vielfältigen Hilfen in den kirchlichen Gemeinden und Einrichtungen im Bistum Würzburg: www.google.com/maps/d/viewer.

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