Flüchtlingshilfe in Zahlen
Die eingesetzten Eigenmittel der Diözese Würzburg für die kirchliche Flüchtlingshilfe beliefen sich im Jahr 2020 auf 1,5 Mio Euro.
Rund 100 Personen arbeiten In der Diözese Würzburg hauptberuflich im erweiterten Bereich Migration, Flucht und Integration.
Laut der Umfrage für das Jahr 2020 engagieren sich 680 Ehrenamtliche in der kirchlichen Flüchtlingshilfe vor Ort.
Unterstützung für Ehrenamtliche
Bewährt haben sich folgende Unterstützungsangebote:
- Regelmäßige Netzwerktreffen mit behördlichen Ansprechpartnern: Austausch zu Veränderungen und neuen Arbeitsweisen, Austausch zu Themen wie Arbeit, Wohnen, Mobilität, Gesundheit und Bildung für Flüchtlinge
- Austauschtreffen, um direkt Aufgaben und Problemstellungen zu beraten
- Regelmäßige Infobriefe mit Weitergabe von relevanten und unterstützenden Informationen (Fortbildungsmöglichkeiten, Hinweis auf relevante Veranstaltungen, Informationen z.B. zu finanziellen Förderungen bei Sprachkursen, etc.)
- Fortbildungen zu aktuell gewünschten Themen
- Unterstützung durch Hauptamtliche
Herausforderungen für ehrenamtliche Hilfe
Durchgängig wird der Rückgang des ehrenamtlichen Engagements als besondere Herausforderung benannt. Die Gründe hierfür liegen neben den coronabedingten Kontaktbeschränkungen vor allem im Rückgang der Flüchtlingszahlen bzw. der zunehmenden Integration der Flüchtlinge (z.B. in Schule, Praktika, Kurse oder Arbeit) und der damit verbundenen geringeren Nachfrage bestimmter Angebote (z.B. Cafés als Treffpunkte). Gleichzeitig werden aufgrund der fortschreitenden Integration die Aufgaben zur Unterstützung der Flüchtlinge komplexer und zeitintensiver und verlagern sich in Richtung „Individualbetreuung“ (Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche), womit der niedrigschwellige Einstieg in das Engagement derzeit oft nicht mehr gegeben ist (z.B. Sachspenden, Deutschunterricht auf niedrigschwelligem Niveau, etc.).
Des Weiteren hat die in Bayern beschlossene Auflösung der dezentralen Regierungsunterkünfte und die räumliche Konzentration der Flüchtlinge negative Auswirkungen auf das flächendeckende Engagement in den Landkreisen, da das Engagement oft nicht mehr in der Nähe möglich ist, sondern gerade im ländlich strukturierten Unterfranken weite Fahrtstrecken erfordert, was den Einsatz zusätzlich erschwert. Hinzu kommt in einzelnen Landkreisen der relativ hohe Altersdurchschnitt der Helfer/innen, sowie gesundheitliche Gründe, die zu Beendigung oder Aussetzen des Engagements führen.
Infolge des Rückgangs des ehrenamtlichen Engagements sind die verbliebenen Helfer/innen oftmals überlastet. Viele kommen an ihre phsischen und psychischen Grenzen:
- Sie sind Anfeindungen wegen ihres Engagements für Flüchtlinge ausgesetzt und müssen mit wachsendem Rechtspopulismus umgehen.
- Die Auseinandersetzung mit traumatisierten Flüchtlingen ist weiterhin eine starke Belastung für die Ehrenamtlichen.
- Aufgrund der aufgebauten freundschaftichen Beziehungen zu den Flüchtlingen, sind Ehrenamtliche durch die Schließung der dezentralen Unterkünfte und den damit verbundenen Wegzug der Flüchtlinge emotional belastet.
- Abschiebungen bzw. ständige Gesetzesänderungen führen zu einer zunehmenden Frustration, da die Ehrenamtlichen ihr Engagement aufgrund der fehlenden Bleibeperspektive der Flüchtlinge als perspektivlos bzw. vergebens erleben.
- Flüchtlinge werden zum Teil als unzuverlässig erlebt, was bei Ehrenamtlichen ebenfalls zur Resignation führt.
Im Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge wird mit der steigenden Perspektivlosigkeit ein verändertes Verhalten der Flüchtlinge selbst wahrgenommen (z.B. Verlust einer sinnvollen Tagesstruktur, vermehrte Frustration, Depression, steigende Agression, mangelnde Anpassungsmotivation, Abgleiten in die (Klein)Kriminalität, etc.), was wiederum zu einem erhöhten Supervisionsbedarf bei den ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führt.
Für Bistum und Caritasverband ist es wichtig, dass die ehrenamtlichen Helfer nicht überfordert werden oder sich durch ihr großes Eigenengagement selbst überfordern. Deshalb ist es entscheidend, engen Kontakt zu halten und sich regelmäßig auszutauschen. Hierzu dienen u.a. regelmäßige Einzelgespräche, Trefffen der Helferkreise, Austauschtreffen für Koordinatorinnen und Koordinatoren und Fortbildungen. Die Einbindung in das Team der hauptamtlichen Mitarbeiter wird hierbei als sehr wichtig erachtet.
Klima der Empathie und Hilfsbereitschaft
Die Kirche von Würzburg engagiert sich in vielfältiger Weise im Bereich der Flüchtlingshilfe. Dieses Engagement ist in dieser Form aber nur möglich, weil die Menschen in Unterfranken bereit sind, sich für die Geflüchteten und Asylbewerber/innen einzusetzen. Hierzu bedarf es eines gesellschaftlichen Klimas der Empathie und der Hilfsbereitschaft. Neben der konkreten Unterstützung von Geflüchteten und dem Einsatz auf politischer Ebene setzt sich die Kirche von Würzburg in ganz unterschiedlicher Weise dafür ein, die Gesellschaft in Unterfranken in diesem Sinne mitzugestalten.